— 27 —
über den der Sonnenschein zu uns herabgleitet, hat eine reizende rötliche Kuppe aufgesetzt. Die Färbung rührt gewiß von den zahlreichen Fruchtstielchen einer besonderen Moosart her. Rus dem Lande schauen überall Steinblöcfe hervor, große und kleine. Der Fels, auf den mir uns eben niedersetzten, ist mit einer Kruste brauner Flechten bedeckt. Zu unseren Füßen sprießen die saftiggrünen Blätter des Löffelkrautes. Rn manchen Stellen wuchert niedriges Gestrüpp empor, dem heidelbeerkraute ähnlich. Man sieht an den kümmerlichen Büschen deutlich die Fraßspuren des Wildes, vorüberziehende Renntiere pflegen die wohlschmeckenden jungen Triebe abzurupfen. Rm östlichen Horizonte, wo aus weiter Ferne Moostriften Herüberschimmern, kann man deutlich ein Rudel dieser Tiere weiden sehen.
Weiterhin im Süden aber dehnen sich unermeßliche (Eisfelder. Unmöglich ist es, dorthin zu wandern; denn bald steht man vor ausgedehnten Moossümpfen und Wasserflächen von unabsehbarer Breite, die die Ufer des riesigen Stromes umsäumen, der am Rande der abschmelzenden Gletschermassen seine trüben Fluten dahinwälzt. Eiskalter Wind weht von dort zu uns herüber, und das mitten im Sommer. Wie kalt mag’s hier erst im Winter sein. Dann triffst du weit und breit keine Menschenseele. Hur im Sommer kommt man auf einige Wochen zur Renntierjagd hierher. 3m herbste aber geht es wieder heim in die schützenden höhlen der Berge. Rubel hungriger Wölfe durchstreifen nun die schauerliche Einöde und teilen das Recht der Jagd mit Bären, Polarfüchsen und dem Vielfraß.
In nicht allzu großer (Entfernung wirbelt am Fuße eines langgestreckten Kieshügels Rauch empor. Dort befindet sich eine Niederlassung von Renntierjägern. Zwei Frauen hocken um einen Herd aus zusammengelegten Feldsteinen und suchen durch Blasen die fast erloschene Glut aufs neue zu entfachen. Jetzt brennt’s lichterloh. Jubelnd kommen zwei Kinder gelaufen und bringen ein Bündel dürren Reisigs. Es ist mit einem Lederriemen zusammengebunden. Lachend und scherzend öffnen sie den Pack, suchen sich dabei gegenseitig in den Qualm des Feuers zu schieben, bekommen aber schließlich von der älteren Frau — es wird ihre Großmutter sein — einige derbe Püffe. Run laufen sie in die mit Fellen bedeckte hütt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
— 106 —
von den Bergen herab mit dröhnendem Hufschlag bis dicht an das Dorf.
Die Tiere mußten früher hier ihre Winterweide gehabt haben und waren
nun nicht wenig erschrocken und überrascht darüber, daß sich hier Hunderte
von Menschen, Männern, Weibern und Kindern, fanden, die sich mit Ge-
schrei und Jauchzen an ihre Verfolgung machten*). Meine eigne Liebe
zur Jagd wurde durch den Nutzen angeregt, den sie schaffte; denn der
Jubel unter den hungernden Leuten war groß, wenn ich, von einem Ritt
heimkehrend, ihueu sagen konnte: „Da oder dort liegt ein großes Stück
Wild, holt euch das Fleisch," oder wenn ich mit dem Ochsenwagen hinaus-
gefahren war und er mit Fleisch beladen seinen Einzug hielt . . .
Mit dem Kommen des Frühjahrs zog aber das Wild wieder von
dannen, und der Hunger stand nuu in um so drohenderer Gestalt vor unseren
Augen, als ringsum im Laude alle Hilfsquellen bereits erschöpft zu sein
schienen. Als aber die Not am größefteu war, fehlte es auch an neuer,
unerwarteter Hilfe nicht. Eines Tages kam ein Zug von Weibern ans den
weiter unterhalb am Flusse liegenden Klüften zurück, große Körbe auf dem
Kopfe tragend, welche mit einer mehlreichen, rötlichgelben Frucht gefüllt
waren; jene einsame Wildnis, sagten sie, sei voll von Bäumen, die diese
Früchte trügen. Bald ernteten da die Armen auf Gottes Ackerland. Die
Bäume hingen oft über dem Abgrund und mußten abgehaueu werden, fo
daß sie in die Tiefe stürzten, wo sie in Empfang genommen und ihrer
Früchte beraubt wurden. Von diesen Früchten lebte die Mehrzahl unserer
Leute etwa zwei Monate lang, bis endlich die Zeit kam, wo die ersten
Früchte auf den unter Mühen und Nöten hergestellten Neuländereien reiften
und wenigstens die Not des ersten, schwersten Jahres vorüber war.
(ä. Botschabelo nach 15 Jahren: 1880**).) Wenn man von Middel-
bürg dem Platze nahte, zeigte sich sofort an des Stationslandes Grenze, daß
die Bevölkerung arbeiten gelernt hatte, daß die Station ein Kulturzentrum
in diesem Teile des Landes bildete. Der Weg war zur Straße geworden; oft
verkehrten hier an einem Tage zwanzig bis vierzig Ochsenwagen. Der
Laden, die Mühle, Handel mit den Stationsbewohnern, Suchen nach medi-
zinischer und chirurgischer Hilfe führten Baueru und Engländer, Farmer
und Reisende von nah und fern, zu Wagen, zu Karre und zu Pferde zu
uns. Dnrch das früher nur schwer zu passierende Flüßchen Keerom war
eine gute Furt gebaut, an welcher Hunderte von unseren Männern viele
Tage gearbeitet hatten. In der Flußniederung zogen sich Gärten hin.
Jedes Stücklein besseren Landes war benutzt; früher sumpfige Stelleu
waren durch Gräben, die der Feuchtigkeit des Bodens zum Abzug dienten,
trocken gelegt und eigneten sich besonders zum Maisbau. Näher bei dem
Dorfe waren die Äcker in weiter Ansdehnuug mit Mauern eingefaßt, welche
dem Sir Theophilus Shepstone so imponierten, daß er ausrief: „Das sieht
hier nach Europa aus!" Die Dörfer lagen unter dem wohltuenden Grün
von Fruchtbaumgärten; besonders am Schanzberge waren die Pfirsichbäume
üppig aufgeschossen und bedeckten in weiter Ausdehnung den Bergrand.
*) Die Baßuto essen das Zebrafleisch besonders gern, während die Weißen und viele
schwarze Stämme, z. B. die Sulu, Swasi und Massai, es nicht berühren. Von Löwen
wird den Zebra besonders nachgestellt, sie folgen deshalb gern ihren Herden nach.
**) Im Anfang des Jahres 1882, als ich den Platz verließ, war die Zahl der Be-
wohner auf 1700 und die Zahl der Getauften auf 1475 gestiegen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
— 225 —
ist von Seidenarbeitern bewohnt, das Viertel Croix Rousse. Seit Jahr-
hunderten ist diese Vorstadt der Sitz der Arbeiter. Bereits Ludwig Xi.
verpflanzte in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die Kunst der Seiden-
Weberei nach Frankreich. Doch, obwohl er die Arbeiter von Steuern befreite,
obwohl er die Einfuhr fremder Seidenstoffe verbot, wollte die Kunst anfangs
nicht gedeihen. Zur Blüte gelangte sie erst in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts unter Franz I. Die Straßen dieser Vorstadt sind breit, regel-
mäßig und sauber. Es fehlen die dumpfe Luft, die winkligen Gassen, die
schmutzstarrenden Kinder, bte wenig einladenden Kneipen, sonst fast immer
unzertrennliche Attribute des Arbeiterviertels. Ich war daher sehr er-
staunt, als ich einen Herrn nach Croix Rousse fragte und dieser mir
auf dem breiten, mit Bäumen bepflanzten Boulevard antwortete: „Mais
vous y etes". Die Arbeiter verrichten ihre Tätigkeit zum großen Teil
nicht in Fabriken, sondern zu Haus. Sie gewinnen durchschnittlich täglich
drei Franks. Ein Arbeiter, den ich in seiner Wohnung aufsuchte, zeigte
mir mit der größten Liebenswürdigkeit seinen Webstuhl und sprach mit mir
über seine Verhältnisse. Der französische Arbeiter gleicht uuter gewöhnlichen
Umständen einem Gentleman, ist er gereizt, einer Hyäne. Auch in der
Geschichte der Lyoner Industrie sind einige Seiten mit Blut geschrieben.
In den dreißiger und vierziger Jahren kam es zu häufigen Aufständen, so
im Jahre 1831. Der Lohn der Fabrikarbeiter war damals auf 90 Pfg.
herabgedrückt worden. Die berechtigten Vorstellungen der Armen wurden
nicht berücksichtigt, eine Kompagnie der Nationalgarde, die aus lauter Fabri-
kanten bestaud, gab voreilig Feuer. Allgemein war der Ruf der Empörung.
Die ganze Arbeiterschaft eilte zu deu Waffen. Ihnen voran flatterte eine
schwarze Fahne mit der Inschrift: „Leben in Arbeit oder sterben im Kampfe".
Vergeblich donnerten die Kanonen des Generals Roguet. Er kann dem
wütenden Angriff der Arbeiter nicht widerstehen und zieht ab. Erst dem
Marschall Soult gelingt es mit einer Armee von 26 000 Mann, die Ruhe
wiederherzustellen. Wenige Jahre darauf kam es abermals zu einem Straßen-
kämpfe, der sechs Tage und sechs Nächte währte.
In unseren Tagen hat sich die Lyoner Arbeiterschaft, nachdem man
ihre berechtigten Forderungen erfüllt, ruhig verhalten. Man hört von
keinen Ausständen, geschweige von Aufständen.
(3. Gegend bei Arles.) An einem Nachmittage in einem Cafe machte
ich die Bekanntschaft unseres liebenswürdigen Dichters Wolf und seiner Frau.
Gemeinsam unternahmen wir einen Spaziergang nach den Trümmern der
Abtei Montmajour. Nachdem wir das Pflaster der Stadt glücklich über-
wunden hatten, nahm uns eine schattige Ulmenallee auf. Die Ulme ist der
charakteristische, der sagenumwobene Baum der Provence. Er spielt dort
dieselbe Rolle wie in Norddeutschland die Linde. Der Weg führt durch
das schöne Land, das in üppigster Fruchtbarkeit prangt. Inmitten der
Olivenplantagen steht der Feigenbaum, stolz ragt der Lorbeer zu dem wölken-
losen Himmel empor, schützend stehen die edlen, schlanken Zypressen vor den
Fruchtgärten, den Manlbeerpflanzungeu und Mandelbäumen, die schon jetzt,
im April, große Früchte haben. In verschwenderischer Fülle blüht der
Weißdorn, fast betäubend duftet der Tymian und Lavendel, eine bescheidene
Magd neben der stolzen Prinzessin. Knrzum, es ist der Süden, der Herr-
liche Süden mit seinem Farbenglanz, seiner berauschenden Fülle, seiner
Marquardt, Ouellenlesebuch, 15
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Franz_I. Franks Marschall_Soult Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arles Norddeutschland Weißdorn
Berge, aufgesetzt. Dann folgt die zweite Terrasse, Joko-Tibati, ungefähr 1000 m
hoch, die wieder ein Gebirge abschließt. Dieses führt auf die letzte Terraffe,
auf der Ngaumdere liegt. Von hier geht es dann tief herab ins Benue-
Tal. Ist im Küstengebiet ausschließlich Urwald, der auch die erste Terrasse
noch zum Teil bedeckt, so ist von Joko^) ab die Bewachsung eine gänzlich
andere: niedere Grassteppe und Wald sind nur an den Wasserläufen zu
finden. Hier oben in Tallatin -) wurde der Blick nicht müde, wieder und
wieder das sonnige Panorama zu betrachten. Wie die Wolken am Himmel
.dahinzogen, so eilten gespenstisch die Schatten über die Ebene; wie weit, wie
unendlich weit ist hier die Natur, wie klein der Mensch in ihr!
(6. Die Grassavanne bei Ngaumdere.) Am 18. morgens sahen
wir jenseits des Flusses ans grünen Wiesen weidende Herden und runde,
bienenkorbartige Strohhütten. Geschäftig liefen Männer und Frauen umher.
Wir sahen, wie die Leute die kleineu struppigen Pferde einfingen und mit
Pfeil und Bogen einigen am Wege gelegenen Kuppen zusprengten, wo sie
Aufstellung nahmen. Als wir näherkamen, winkten wir sie heran und
bedeuteten ihnen durch Zeichen, daß wir nichts Böses im Schilde führten.
Als sie unsere Führer erkannten, verloren sie jegliche Scheu und kamen,
nachdem sie Speer und Bogen an die Erde gelegt hatten, auf uns zu. Es
waren Borroros mit fast europäischen Gesichtszügen. Sie trugen große
geflochtene Strohhüte auf dem Kopf, die durch einen Kinnriemen festgehalten
wurden; die einst weißen Hanssa-Toben waren schmutzig und zerrissen; an
den Füßen hatten sie Sandalen. Die Hirten riefen ihre Frauen, die aus
den Hütten große Holzschalen- mit frischer Milch brachten, auch Eier und
in kleinen Kalebassen Butter zum Verkauf anboten. Meine Wey- und
Jannde-Soldaten konnten sich nicht genug wundern, als ich mit den Haussa-
Soldaten gemeinsam von der schönen Milch trank. Sie hatten nie Milchkühe
gesehen und fanden es unverständlich, daß man etwas Ungekochtes genießen
könne. Der weiße Mann trank rohe Eier und Tiermilch! Unglaublich! —
Wir kauften zwei Kälber zum Schlachten für etwas Zeug und Salz.
Die Borroros sind Besitzer großer Viehherden. Sie führen ein Nomadeu-
leben und ziehen den besten Weideplätzen nach. In die großen Städte
kommen sie selten; dort haben sie einen Vertreter, der ihre Interessen bei
dem Herrscher des Landes wahrnimmt. Sie gelten als frech und räuberisch
und werden von den handelnden Hanssas sehr gefürchtet. Ihr Viehreichtum
muß ein ganz gewaltiger fein; denn wir begegneten in der Heidelandschaft,
die wir nun durchzogen, fortwährend neuen Herden. Oft lagen die großen
Stiere mitten auf der Straße, die jetzt breit und ausgetreten war, wieder-
känend und starrten uns gleichgültig an, bis sie durch einen Steinwurf oder
durch einen Peitschenschlag aufgescheucht wurden. Dann trotteten sie lang-
sam beiseite. Die Janndes machten einen großen Bogen um jeden „Njatt"
(Büffel). Sie glaubten noch immer nicht recht daran, daß diese bei ihnen
gefürchteten Tiere hier so harmlos seien.
1) Südlich von Tibciti.
2) An der Südgrenze des Tibati-Reiches gelegen.
3) Der Mao Beli ist der Grenzfluß zwischen Tibati und Ngaumdere,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
154
B. Zur Länderkunde,
eine schwarze, kindskopfgroße Knolle zum Vorschein, mit den Händen wird sie aus-
gegraben, eiu Ruf lockt die Gefährten herbei. Mit dem Spatenstock zerteilt man sie
in Stücke, weißer, milchiger Saft quillt heraus, und mit Schmatzen und Schnalzen
verzehrt jeder die saftige, kühle, erfrischende Kost. Wer diese Knolle hat, braucht keiu
Wasser, sie erquickt mehr als ein Truuk. Die Sonne brennt schon heiß herab, und un-
seru Freunden ist der Fund zu gönnen.
' Unsre Buschmänner halten sich aber nicht auf, rastlos geht es weiter. Hier kriecht
eine Schildkröte. Zappelnd sucht sie zu entkommen. Ein Schlag auf den Kopf, und
sie verschwindet im Sack. Prüfend mustert man die Pflanzen am Boden. Da kriechen
sie, die langen Ranken mit Kürbisblättern und großen gelben Blüten. Das sind die
Melonen, auf die der Buschmann seine ganze Hoffnung fetzt. Mißraten sie, so kommt
er in Not und Elend, dann muß er frühzeitig zum Wasser zurück oder bei Nachbaru
betteln gehen, die mehr Glück gehabt als er.
Das Aussehen der Steppe ändert sich. Der rote Sand mit seinem einförmigen
Busch wird von grauem Sand mit Vleybusch verdrängt. Statt des Steppengrases
ist der Boden mit Kräutern bedeckt, die einen dichten Rasen bilden. Eine unserem
Schaumkraut ähnliche Pflanze fällt besonders auf, und ferner über mannshohe, ein-
jährige Pflanzen mit großen roten Blütenkelchen. Das ist ein wichtiges Gewächs.
Blätter und Stengel, zerrieben zu einem sastigen Brei, werden als Gegemnittel gegen
das Schlangengift auf die Bißwunden gelegt. Hier bildet eiue Windenpflanze mit
herzförmigen Blättern, wie sie unsre Bohnen besitzen, und weißen und roten Konvol-
vulosblüten einen dichten Rasen. Das ist channi, eine Pflanze, auf der eiue Raupe
lebt, ein Leckerbissen besonderer Art. Richtig, da kriechen sie umher, singerlange,
bräunlichgelbe, gehörnte Schwärmerraupen. Weiße Wülste haben sie über den Bei<
nen, darüber eiu dreieckiges weißes Feld mit rotem Puukt im Zentrum. Eisrig werden
sie gesammelt und der Kopf zerquetscht. Wie aber soll man das weiche, saftige Tier
transportieren? Der Buschmann ist nicht in Verlegenheit. Eine dicke Graslage
bildet eine Platte, auf diese legt man die Raupen, bedeckt sie mit einer zweiten Gras-
läge, wickelt Baststreifen, die man von der nächsten Akazie abgezogen hat, um das
Grasbündel. Damit sind die Raupen transportfähig und verschwinden im Ledersack.
Der Busch wird dicht. Manganagestrüpp (Acacia detinens) wehrt den Eindring-
ling ab. Dort steht ein hoher, weißer Termitenbau aus Kalkerde, die die Tiere aus
der Tiefe geholt habeu. Ein hoher Mopipabaum mit undurchdringlichem schwarz-
grünen Laubdach beschattet ihn. An seinem Fuß, aber uoch auf dem Haufen selbst,
stehen große weiße Hutpilze. Die Termiten züchten bekanntlich das Pilzmyzel in
der Erde der Baue, und aus ihm sind die Pilze aufgeschossen. Diese sind eßbar,
selbst in rohem Zustand, und so sehen wir denn die Buschmänner, jeden mit einem
weißen Pilz in der Hand, eifrig beschäftigt, den bis einen Fuß großen Hut am Rande
entlang abzuknabbern — ein höchst komisches Bild.
Der dichte Vleybusch wird durchquert, wir stehen an einer Vley, einer runden,
etwa 100 m Durchmesser besitzenden, kahlen, psannensörmigen Vertiefung im Sande,
die einen kleinen Teich enthält. Einige blaugraue Wildtauben fliegen mit klatschen-
dem Flügelschlag aus, schlanke, langgeschwänzte Namakwatäubchen laufen am Ufer-
raud hin und her, und mit ungeschickten Sprüngen entweicht ein Nashornvogel ins
Gebüsch. Die Buschmänner eilen zum Wasser herab, Ledersack mit Köcher und Bogen
werden abgelegt, man stillt den Durst. Es ist gerade die heißeste Zeit am Tage, und
glühend breuut die Sonne. Der Buschmann trinkt stehend. Halb gebückt wirft er
mit der rechten Hand in schnellen Schlägen das Wasser in den Mund hinein. Die
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
156
B. Zur Länderkunde,
kuppe liegt vor unfern Buschmännern — das nächste Ziel, Eine grasige Lichtung
folgt. Alles hält. Dort, was ist das, auf der andern Seite der Grasfläche hinter
einem Baum? Es bewegt sich! Ein Kopf? Ein Kopf mit Hörnern? Giraffen!
Da kommen sie schon hervor, sie haben die Nähe ihrer Feinde gewittert. Mit langen,
schwankenden Sätzen, den Hals pendelartig nach vorwärts bewegend, lausen sie davon,
schwerfällig und scheinbar langsam, in Wirklichkeit aber sehr schnell. Sie verschwinden
im Buschwald, fort sind sie. Aber kaum haben sich die Buschmänner wieder in Be-
weguug gesetzt, da erschallt plötzlich lautes Bellen. Trapp, trapp, trapp! Dumps
erdröhnt die Erde ganz in unsrer Nähe. Pfeilschnell schießt ein Steinböckchen an uns
vorbei, kaum hundert Schritt entfernt, und gleich darauf erscheint eine bellende Meute
wilder Hyänenhunde. Mit langen Sätzen rasen sie hinter dem gehetzten Tier her.
Ein Ruck, und die Sachen liegen unten. Mit lautem Geschrei, wie Besesseue, stürzen
die nackten dunklen Gestalten unbewaffnet hinterdrein. Was ist los? Was wollen
sie? Abermals folgen wir. Das Bellen ist verstummt, dort stehen keucheud die Busch-
mäuner, ein fleischloser Lauf des Steinböckchens ist der ganze Rest. Sie kamen trotz
aller Eile zu spät, die Beute war bereits geteilt und die Räuber mit ihr eutsloheu.
Lachend kehrt man zurück und eilt den blauen Kuppen zu. Es ist früher Nach-
mittag, als sie erreicht werden. Von dort oben hat man einen großartigen Blick über
die endlose, grüne Ebene. Hier ist die Grenze des Familieugebiets, weiter dürfen sie
nicht gehen. Aber nicht die uueudliche Fernsicht ist es, die unsre Freunde fesselt, sie
ruft in dem Herzen dieser rauhen Wilden kein Echo hervor. Nach Wasser suchen sie.
Es hat ja hier vor einigen Tagen geregnet. Sie finden es bald in einer Felsspalte,
aber unerreichbar für die Hand oder Schöpfgefäße. Hat man ein Rohr, so sangt man
natürlich ohue Schwierigkeit das Wasser auf, wie Zitroueulimouade, aber es ist keius
da. Sollen sie nnverrichteter Sache umkehren? L ueiu! Nichts einfacher als das.
Der Buschmann macht aus parallelen Grashalmen einen stark daumendicken Kegel
und umwickelt ihu mit einem Baststreifen. Diesen Kegel steckt er mit der Spitze in
die Spalte, läßt ihu sich mit Wasser vollsaugen, dann zieht er ihn schnell heraus und
säugt den aus der Spitze auslaufenden Wasserstrahl mit dem Munde ans. So weiß
man sich aus die einfachste Weise zu Helsen.
Von dem Gipfel des Berges blickt man nach Südosten über dichten Buschwald,
nach Nordwesten aber über eiue Grasebene. Diese fesselt das Interesse der Busch-
mäuner. Was gibt's? Sie zeigen mit ihren Stöcken hinab: dort, dort, eins, zwei,
fünf, acht! Was denn? Gemsböcke. Vergeblich strengen wir unser Auge au, es ist
nichts zu sehen, auch mit dem Feldstecher nichts. Und doch haben die Buschmänner
unbedingt recht, sie irreu sich uie.
Könntet ihr euch uicht anschleichen? Kopfschütteln. Nein, das ist nicht mehr
unser Gebiet.
Ei, ei, alter Freund, warum plötzlich so moralisch angehaucht. Wilderst ja sonst
so gern!
Ja, aber dort, und der Stock weist nach einer andern Seite hin.
Was ist dort?
Ein Buschmann.
Diesmal haben wir mehr Glück. Mit dem Feldstecher erkennen wir einen kleinen
dunklen Gegenstand, der sich über die Grasfläche auf die uns unsichtbaren Gemsböcke
zu bewegt. Gespannt verfolgen wir die Jagd. Allein jene haben den Feind gewittert,
geraten in Bewegung, und nun sehen wir sie auch aus einem Gebüsch hervorbrechen,
ein Stück über die Lichtung laufen und im dichten Busch verschwiudeu.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
1. Die Schatzgräber auf dem Engelnberg.
Vor vielen, vielen Jahren war es auf dem Engelnberg recht
öde. Da wuchs nur niederes Gestrüpp zwischen den Steinen.
Auch gab es dort manche Schluchten und dunkle Höhlen.' In
diesen Schlupfwinkeln hielten sich Räuber auf und versteckten
dort ihre Schätze. Wenn nun in Elberfeld den Leuten etwas
abhanden kam, so sagten sie: „Et geiht dem Engelenberg herop?"
Später erzählten sich die Leute auch, man könne auf dem Engeln-
berg Schätze in der Erde finden.
Nun wohnte am Rommelspütt ein Mann, der wollte mit
seinem Sohn auf dem Engelnberg einen Schatz graben. Vor
Mitternacht brachen sie auf und gingen hinauf zum Engelnberg.
<£§ war eine stürmische, düstere Nacht. Die beiden Schatzgräber
kamen an einzelnen kleinen Bauernhäusern vorbei, und vor jedem
bellte ein Hund. Sie gingen ganz still weiter, denn wenn man
einen Schatz graben will, darf man nicht sprechen. Auf einmal
merkten sie, daß ein schwarzes Ungetüm wie ein großer Hund
mit feurigen Augen ihnen nachging und immer um sie herum-
lief. Sie hatten beide so große Angst, daß ihnen die Schweiß-
tropfen auf der Stirne standen. Keiner aber wollte es den
andern merken lassen, und so gingen sie mutig vorwärts. Als
sie fast oben waren, kam wieder das Ungetüm mit den feurigen
Augen ganz dicht an sie heran. Da wurde ihnen so unheimlich
zumute, daß sie umkehrten und schnurstracks den Berg hinunter-
liefen. Die Lust zum Schatzgraben war ihnen vergangen. Sie
arbeiteten aber von nun an fleißig und wurden wohlhabende
Leute. Da lernten sie, daß die Arbeit der beste Schatz ist.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
76
Zug des Kambyses gegen Äthiopien.
zerschlug sich vor Schmerz den Kopf und rief dem Freunde bei seinem Namen. Kambyses hievon benachrichtigt schickte sofort verwundert einen Boten an Psammenit, ihn zu fragen, warum er gerade seinem Freunde diese Teilnahme bewiesen habe. Derselbe antwortete: was seinen Kindern widerfahre, das sei zu entsetzlich, als daß er darüber weinen könne; dagegen seines Freundes Geschick, der in hohem Alter aus einem reichen Mann ein Bettler geworden, sei eben recht zum Weinen. Bei dieser Antwort empfand Kambyses selbst etwas von Mitleiden und befahl sogleich den Sohn Psammenits zu verschonen und diesen selbst herbeizuführen. Der Knabe aber war nicht mehr am Leben; man hatte ihn zuerst unter-allen hingerichtet. Der Vater wurde von da an gelind behandelt und hatte sogar Hoffnung, als persischer Statthalter in Ägypten bleiben zu dürfen. Später jedoch machte er Versuche, seine früheren Unterthanen gegen ihre Besieger und Herren aufzuwiegeln und wurde deswegen auf des Perserkönigs Befehl nms Leben gebracht.
Kambyses verweilte in Ägypten längere Zeit, teils um seine Rachsucht vollständig zu befriedigen, teils um von da aus noch weitere Eroberungen zu machen. Er zog am Nil hinauf mit seinem Heere und ließ von Thebä, der früheren Hauptstadt Ägyptens, etwa fünfzigtausend Mann mit dem Befehle ausziehen, den auf einer Oase in der afrikanischen Sandwüste liegenden Tempel des Jnppiter Ammon, dessen Orakel in der ganzen Welt berühmt war, zu verbrennen und die Einwohner der Oase in die Sklaverei herzuführen. Mit dem übrigen noch sehr zahlreichen Heere zog er selbst weiter aufwärts am Strome, in der Absicht, das Reich der Äthiopen sich zu unterwerfen. Er hatte aber noch nicht den fünften Teil des Weges, der bis nach Äthiopien zu machen war, zurückgelegt, als unter seinem Heere Mangel au Lebensmitteln sich spüren ließ, infolge dessen seine Leute zuerst die Zugtiere aufzehrten und, da sie mit diesen bald fertig waren, sogar Gras und Kräuter aßen, ja, da der König unerbittlich vorwärts drängte, zuletzt gar unter einander durch das Los jeden zehnten Mann dazu bestimmten, geschlachtet und aufgespeist zu werden. Jetzt erst entschloß er sich umzukehren und kam so mit großem Verlnft an Mannschaft nach Thebä, dann nach Memphis zurück. Das nach der Oase ausgeschickte große Heer aber giug völlig verloren. Man glaubte, es sei in der unabsehbaren Wüste von dem Winde unter dem aufgewirbeltem Sande begraben worden. Kambyses, erbittert über sein Mißgeschick, ließ seine Wut au dem eroberten Lande aus. Er war schon vor seinem verunglückten äthiopischen Kriegszuge von Memphis nach Sais gegangen, um
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
62
3. Österreich-Ungarn.
zügliche Kraftprobe ist, leuchtet sofort ein. Mit schwerem Steine muss
der aufgerichtete Steinblock von einem bestimmten Punkte aus getroffen
und umgeworfen werden.
2. Von den beiden folgenden Bildern stellt das erstere (c)
den Umzug durchs Dorf bei Gelegenheit eines kirchlichen Festtages dar.
Die katholische Geistlichkeit befindet sich in der Mitte des Zuges. Sie
schreitet ernst und würdevoll unter dem Baldachin dahin. Bild d ver-
setzt uns nach Tirol ins Pusterthal. Am Wirtshaus ist der Scheiben-
stand. Es gilt das schwarze Centrum oder kurz „das Schwarze" der
Zielscheibe zu treffen. Am Tische sitzen die „Preisrichter". Einer führt
Buch über jeden Schuss. Alle Männer beteiligen sich an diesen Schiess-
übungen. Rechts im. V. wird die Flinte aufs neue geladen, während
1. davon der mit der Zipfelmütze einen Kernschuss meldet. Auch für
die Stillung des Durstes ist gesorgt. Wie laut und mannigfach mögen
die Schüsse von den hohen Bergwänden widerhallen!
• •
3. Osterreich-Ungarn.
I. Bodenbeschaffenlieit.
1. Eine Pussta, Bild 8 a. Unter Pussta versteht man in Ungarn
grössere und geringere Landstrecken ohne Dorf, ohne Busch und Baum,
auch ohne Quelle, Bach oder Fluss. Das Bild zeigt eine weite,
unabsehbare Grasfläche, unterbrochen von Sümpfen und weissen — mit
Sodakrystallen überzogenen — ausgetrockneten Seeen. Diese fast ebene
Fläche hat Steppencharakter, d. h. nur zu gewissen Jahreszeiten findet
man hier hohe Gräser und Kräuter. Bis in den Monat März sind näm-
lich die ungarischen Pussten noch mit den Fluten der Theiss bedeckt
und gleichen kleinen Meeren. Dann aber verschwinden die Gewässer
und sickern in den Boden. Bald darauf bedeckt sich das feuchte Erd-
reich mit hohem Gras. Nur einige Tümpel bleiben als Zeugen der
jährlich wiederkehrenden Überschwemmung zurück. An ihren Ufern
wachsen Schilf, Riedgras und Binsen. Sie werden von scheuen Wasser-
vögeln besucht und dienen dem Weidevieh zur Tränke. In den Pussten
weiden Herden von Rindern, Schafen und Pferden, auch Schweine und
Gänse. Diese Herden gehören den Bewohnern der mehr oder weniger
entfernten Dörfer und werden von Hirten gehütet. Auf dem Bilde sehen
wir eine Herde unruhiger, halbwilder Pferde.*) Die alten Stuten tragen
Glocken am Halse. Trotzdem würden sich die wilden Renner unauf-
hörlich zerstreuen, wenn sie nicht von Hirten — Csikos — zusammen-
gehalten würden.**) Dabei handhaben die Csikos mit ausserordentlichem
*) Anderes Yieh nehmen wir auf unserem Bilde nicht wahr, weil die Pferde
von ihren Hirten auf die entferntesten Weiden getrieben werden.
**) Gegen Mittag werden die Tiere durch die Bisse und Stiche von Insekten
wild und scheu und müssen dann unablässig von ihren Csikos umkreist werden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Bodenbeschaffenheit.
27
gewürzhaften Heidekräuter ab.*) Die Schnucken bringen dem Heide-
bewohner viel Nutzen und machen oft seinen Reichtum aus. Die grobe, meist
schwarzbraune Wolle liefert ihm den Stoff zu fast allen seinen Kleidungs-
stücken und das überaus wohlschmeckende Fleisch gar manchen Braten.
Unser Bild zeigt uns noch eine dritte Eigentümlichkeit dieser Heide-
gegend. Auf dem M. rechts ist ein Hünengrab dargestellt. Hünengräber
erheben sich an vielen Punkten der Heide. Ein mit Wacholder be-
wachsener Grabhügel ist mit einem grossen, bemoosten Granitblock be-
deckt. Öffnet man diese Gräber, so wird eine Art Gewölbe sichtbar.
Dies ist aus grossen und kleinen Granitblöcken, die dort sehr häufig
umherliegen, roh zusammengelegt. In der Mitte stehen Thongefässe
(Urnen) von grauer Farbe. Sie sind mit Asche und Knochen gefüllt.
Daneben liegen mancherlei Waffenstücke aus Stein und Metall, Schmuck-
sachen und andre Geräte. Diese Hünengräber rufen die Erinnerung an
die graue Vorzeit wach. Sie gehören noch in die Zeit vor Karl dem
Grossen. Der Heidebauer lässt aus Pietät diese ehrwürdigen Denkmäler
der Vergangenheit unversehrt; er pflügt um dieselben herum. Der ruhige
Beschauer dieser unzerstörten Denkmäler der Urzeit wird jäh aus seiner
Betrachtung aufgeschreckt, wenn einer jener Eisenbahnzüge vorübersaust,
welche jetzt die Heide quer durchschneiden.
16. Bild 16 a und 17 a versetzen uns an den flachen Küsten-
saum des östlichen Teñes der norddeutschen Tiefebene. Sie zeigen die
verschiedene Gestalt von Dünenbildungen an der Ostsee. Was wir
liier im Bilde vor uns sehen, sind unwirtliche Gegenden, lauter ein-
förmige Sand wälle von verschiedener Höhe und Gestalt, nicht eine ein-
fache Hügelreihe, sondern doppelte, drei-, ja vierfache Reihen darstellend.
Dazwischen befinden sich Quer- und Längenthäler, oft von ansehnlicher
Breite. Die Höhe dieser Sand wälle ist verschieden, 50—Co m. Beide
Abbildungen verdeutlichen auch unregelmässige Ideine Haufen, gleich-
förmige Sandkegel, leichtgewölbte Höhen, spitzige Gipfel wie Pyramiden,
die über die weite Sandebene emporragen. So erscheinen die Dünen als
das, was sie wirklich sind, als „eine Art sandgebirgsartiger Anschwel-
lungen mit Spitzen und Yertiefungen". Die Bewohner selbst reden darum
auch von ihren Dämmen als von einer „wunderbaren Gebirgswelt". Diese
ist oft zerrissen und hat tiefe Buchten. (Bild!) Welche Gewalten diese
Sandhügelketten aufgebaut haben, ist nicht schwer zu sagen. Sie sind ein
Werk des Windes und der Woge. Von diesen beiden schaffenden und
zerstörenden Gewalten hängen sie fortwährend ab; denn Wind und Woge
türmen auf und reissen nieder. Die flüchtige Masse der Sandhügelreihen
bildet den I bergang vom Festland zum Meere, „gewissermassen einwan-
derndes Gebirge". Auch ihre grosse Wichtigkeit ist leicht einzusehen.
Diese zusammenhängenden Dünenreihen unmittelbar der flachen Küste
der Ostsee entlang sind die natürliche Schutzmauer, der ununterbrochene
*) „Pferde und Schweine würden dabei verhungern, die Kühe keine Milch
geben."
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]